Ein Spiel mit vielen Gesichtern
30.06.2023 - War Thunder am Scheidepunkt? Gehen einem der größten Free-to-play Shooter bald die Spieler aus? Viele Kommentare finden sich bereits im Netz, aber wie ist die Lage wirklich? Werfen wir einen Blick auf das Spiel, die Problematik, was dahintersteckt und welche Lösungen der ungarische Hersteller seiner Community anbietet. Los geht’s.
War Thunder ist schon immer ein Spiel gewesen, was sich von der Masse abhebt, sowohl im Guten als auch im Schlechten. Insbesondere die Flexibilität bei der Auswahl der Fahrzeuge zieht viele Spieler magisch an. Darüber hinaus finden hier sowohl Liebhaber von Panzer und Flugzeugen, als auch Hubschrauberpiloten oder Kapitäne ihre Bestimmung.
Neben dem Hauptspiel gibt es immer wieder Events, Turniere und vieles mehr, wo sich die Spieler einzeln oder auch im Team miteinander messen können. Ob mit modernen Waffensystemen oder mit Fahrzeugen aus vergangener Zeit hängt dabei immer vom Event selbst ab. Fakt ist aber, für Spieler, deren Ehrgeiz geweckt ist, ist definitiv immer etwas dabei.
Doch gerade dieser Ehrgeiz kann manchmal auch Überhand bei einigen Spielern nehmen, sodass sie sich genötigt sehen, zu unlauteren Mitteln zu greifen. Wir wollen das böse Wort jetzt nicht in den Mund nehmen, aber jeder weiß, welche Gruppe von Spielern hier gemeint ist. Diese Thematik sorgte schon häufiger für Zündstoff, bis Gaijin sich dazu entschloss, ein Anti-Cheat-Programm zu implementieren. Ein erster Schritt in die richtige Richtung, so die Ansicht vieler Gamer. Doch im Schatten solcher positiven Entwicklungen hat es Gaijin auch verstanden, ihren ganz eigenen Weg zu gehen.
More Pay or No Win – die neue Strategie von Gaijin?
Neue Fahrzeuge, neue Maps oder auch ganz neue Gefechtsvarianten, Gaijin hält für seine Spieler immer etwas bereit und sorgt stetig für neuen Content. Selbst Specials, wie Mechanized Infantry, was ein bisschen an Galactic Junk League erinnert, werden immer mal wieder an den Start gebracht, um für mehr Abwechslung zu sorgen. Eigentlich ein Segen, wäre da nicht, der eben angesprochene eigene Weg. Gaijin hat neben diesen Neuerungen auch immer mal wieder an der Economy im Spiel herumgebastelt, möchte man sagen. Die Belohnungen für Erfolge und Aktivität in den einzelnen Gefechten wurden mehr und mehr gedrückt, die Reparaturkosten für Fahrzeuge aber beispielsweise immer weiter nach oben getrieben. Ohne Premiumkonto oder speziell gekaufte Fahrzeuge war es, insbesondere für unerfahrene Spieler, schier unmöglich, positive Ergebnisse zu erzielen. Eine Entwicklung, die von Update zu Update immer schlimmer zu werden erschien.
Natürlich kann nicht über jede noch so kleine Änderung intensiv berichtet werden, was dazu führte, dass dieser Prozess doch eher schleichend vonstattenging. Ob dies bewusst oder unbewusst von Gaijin so durchgeführt wurde, soll an dieser Stelle einfach mal offengelassen werden. Entscheidend ist aber auch nicht, auf welchem Weg diese Änderungen ins Spiel gekommen sind, sondern wozu sie geführt haben. Denn, der Unmut der Spieler wurde größer und größer und trotz zahlreicher Ankündigungen, hier in naher Zukunft wieder einen Schritt in die richtige Richtung zu machen, blieben die Rohre kalt. Dass dies früher oder später zu einer Eskalation führen würde, hätte man wohl erahnen können. Die Größe und Wucht der Reaktion hingegen dürfte viele Spieler und wohl auch Gaijin selbst überrascht haben.
Die Community schlägt zurück – der Stoff, aus dem Filme sind
In den meisten Fällen sieht ein Protest einer Community in etwa so aus, dass der Spielehersteller mit Anfragen und wütenden Kommentaren überhäuft wird, aber im gleichen Zug das Spiel genauso weitergespielt wird, wie sonst auch. Die Reaktion der Spielehersteller ist dann mehrheitlich, wie soll man es am besten ausdrücken, gar keine. Der Protest versinkt im Nichts und es geht fleißig weiter, wie vom Entwickler gewünscht.
Der 21.05.2023 sollte für Gaijin jedoch eine ganz andere Form des Protestes ankündigen. Ein kompletter Boykott des Spiels, festgelegt auf den 26.05.2023. Solche Ankündigungen kennt man natürlich auch von anderen Spielen, welche dann aber oftmals nicht effektiv umgesetzt werden. Der ungarische Hersteller musste jedoch feststellen, dass es durchaus Spieler gibt, die bereit sind, hier mehr Willenskraft in solche Aktionen zu stecken. Mehr noch, neben dem Boykott des Spiels gab es eine Reihe von Videos, die auf YouTube auf die Problematik aufmerksam machten. Eine weitere Aktion war eine Flut von negativen Bewertungen auf großen Plattformen, wie beispielsweise Steam.
Solch breit angelegte Protestaktionen sieht man in der Gaming-Szene eher selten, weshalb die Überraschung bei vielen Beobachtern und wohl auch bei Gaijin entsprechend groß gewesen sein dürfte. Wer jetzt eine wütende Gegenreaktion des Entwicklers erwartet hatte, wurde schnell eines Besseren belehrt. Gaijin kündigte an, die Economy nochmals grundlegend zu überarbeiten und auf die Wünsche der Spieler einzugehen.
Ein klarer Sieg für die Community, die man wohl auch ausgelassen gefeiert haben dürfte. Ob sich die Spieler hier jetzt ein kühles Erfrischungsgetränk gegönnt oder beim online Baccarat spielen ein bisschen Abwechslung und Spaß gegönnt haben, ist nicht klar. Aber eines steht fest, diese Protestaktion hat nicht nur ein Ausrufezeichen an alle Entwickler gesendet, sondern auch deutlich gemacht, was eine große Community erreichen kann.
Das letzte Gefecht für War Thunder oder wendet sich das Blatt?
Das letzte Gefecht ist für War Thunder definitiv noch nicht eingeleitet, denn es gab bereits erste Updates zum Spiel, die sich explizit auf die Economy bezogen haben. Dabei war es überraschend zu sehen, dass der Entwickler Gaijin tatsächlich auf sehr viele öffentlich gestellte Wünsche der Spieler eingegangen ist. Hier wollte man also wirklich einen großen Schritt auf die Community zugehen und das kam bei den Spielern natürlich auch sehr gut an. Jetzt heißt es aber für Gaijin dranzubleiben und die geplanten Dinge nach und nach umzusetzen. Ob dies gelingt, wird sich erst noch zeigen müssen. Man darf also gespannt sein. Andernfalls könnte es vielleicht doch zur letzten Schlacht von War Thunder werden.
Quelle: Redaktion