Mikrotransaktionen in Videospielen im Überblick
28.07.2023 - Im Jahr 2006 gab es mit Elder Scrolls IV von Bathesda Softworks das erste Videospiel, das Mikrotransaktionen unterstützte. Für 200 Microsoft Points konnten X-Box-Spieler im Spiel das Horse Armor Pack kaufen. Da es sich um ein Vollpreisspiel handelte, für das Spieler rund 60 Euro berappen mussten, schlug diese erste Mikrotransaktion in einem Spiel große Wellen.
Was sind Mikrotransaktionen genau?
Mit Mikrotransaktionen wird ein Geschäftskonzept bezeichnet, das Nutzern den Erwerb von virtuellen Gütern durch Kleinstzahlungen ermöglicht. Diese beziehen sich auf geringfügige finanzielle Transaktionen, die innerhalb digitaler Anwendungen und Spiele ausgeführt werden. Sie bieten Spielern die Chance, den Wiederspielwert eines Games über den anfänglichen Kauf hinaus zu erweitern. Einfach ausgedrückt, bekommen die Nutzer die Möglichkeit, einen Shop innerhalb der Applikation oder des Spiels zu nutzen, in dem sie virtuelle Güter oder Währungen erstehen können. Mikrotransaktionen sind seit fast zehn Jahren Teil der digitalen Spielelandschaft und spielen eine immer größere Rolle bei der Generierung von Einnahmen bei Spieleentwicklern.
Pay-to-win vs Glücksspiel-Aspekt
Nicht selten fordern Spiele indirekt den Kauf von virtuellen Gegenständen, um weiter voranzukommen oder mit anderen Spielern mithalten zu können. Schon im Jahr 2017 machten Mikrotransaktionen bei Free-to-Play-Spielen knapp 80% der Einnahmen im Play Store von Google und im Apple Store aus.
Da unter den Mikrotransaktionen ein Großteil der Umsätze auf Lootboxen, Booster-Packs und ähnliche Items fallen, bei denen Spieler nicht wissen, was sie bekommen, liegt die Verbindung zum Glücksspiel nahe. Denn letztendlich ist es vom Glück abhängig, ob man gute Items erhält und es ist ungewiss, wie viel Geld ausgegeben werden muss, um ein bestimmtes Item oder einen bestimmten Skin zu erhalten. Statistisch gesehen gewinnt bei solchen Systemen immer der, der am meisten Geld in Items investiert. Wenn die Items dann zusätzlich einen Nutzen im Spiel bieten und nicht nur rein kosmetischer Natur sind, haben wir ein klassisches Beispiel von “Pay-to-win”.
Von Zahlungsmethoden und Glücksspielcharakter
Am häufigsten werden Mikrotransaktionen in Spielen per Kreditkarte, über PayPal oder über Paysafe- und Prepaid-Karten durchgeführt. PayPal hat sich allerdings schon vor vielen Jahren – ebenso wie Mastercard und Visa – von inoffiziellen Glücksspielangeboten zurückgezogen, die sich in einer Grauzone abspielen. Da könnte man verwundert sein, dass sich Kreditkartenanbieter oder PayPal nie von dem Thema Mikrotransaktionen mit Glücksspielcharakter distanziert haben. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass auch Minderjährige Lootboxen, Booster-Packs und Co. kaufen können.
Einerseits spielt sicherlich das Umsatzvolumen der kleinen Online-Transaktionen eine große Rolle. Andererseits ist es aber auch schlichtweg so, dass solche Transaktionen bis heute nicht als Glücksspiel anerkannt sind. Zudem hat sich PayPal dem Thema legales Glücksspiel weiter angenähert, denn es gibt immer mehr offiziell in Deutschland lizenzierte Online Casinos, die PayPal als Zahlungsmethode akzeptieren.
Mikrozahlung vs Mikrotransaktion
Im Allgemeinen werden Zahlungen, die einen Wert von unter 5 Euro haben, als Mikrozahlungen klassifiziert. Einige Anbieter sehen jedoch auch Transaktionen von bis zu 20 Euro noch als solche an. Mikrotransaktionen stellen eine spezielle Form solcher Mikrozahlungen dar, bei denen es um den Erwerb von virtuellen Gütern geht. Diese Käufe können direkt innerhalb des Spiels, durch Weiterleitung des Nutzers auf eine externe Internetseite, über Spieleplattformen wie Steam oder über die Abrechnung mit dem Mobilfunkanbieter umgesetzt werden. Der Grund für den hohen Anteil von Mikrotransaktionen am Umsatz der Anbieter liegt in der höheren Zahlungsbereitschaft der Spieler begründet, “nur ein paar Cent” auszugeben.
Mikrotransaktionen werden uns erhalten bleiben
In Zeiten, in denen viele Spiele kostenlos spielbar sind, nehmen Mikrotransaktionen neben Werbeeinnahmen und Abo-Gebühren eine immer größere Bedeutung ein. Häufig handelt es sich zwar nur um kosmetische Güter wie Skins für Counter-Strike, doch es lassen sich auch immer wieder Vorteile durch Ingame-Items erkaufen. Auch wenn es sich dabei nicht zwangsläufig um Pay-To-Win-Mechaniken handeln muss, so werden dadurch doch immer wieder Spieler und Spielerinnen dazu verleitet, Geld in ein sonst kostenlos spielbares Spiel wie War Thunder oder ein Spiel zu investieren, das man bereits gekauft hat.
Im Grunde verhält es sich ähnlich wie bei In-App-Käufen für verschiedene mobile Apps, bei denen Sie zusätzliche Funktionen über einen einmaligen Kauf freischalten können. Man spricht dann auch von einem Freemium-Geschäftsmodell. Heute sind Mikrotransaktionen zu einem festen Bestandteil im Mobilbereich geworden und auch PC-Spiele, Konsolenspiele und Spieleplattformen sind auf dem besten Weg, sie zu einer Haupteinnahmequelle aufsteigen zu lassen.